Am 7. Januar 1946 wurde der CSU-Ortsverband gegründet. Das 70-Jährige wurde mit einem Festabend im Josefshaus gefeiert. Höhepunkte waren der Rückblick des Ehrenvorsitzenden Werner Schulz, die Festrede von Ex-Minister und Ex-Parteivorsitzendem Erwin Huber, die Ernennung von Walter Dobmeyer zum Ehrenmitglied und die Ehrung langjähriger Mitglieder. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung, zu der die Ortsvorsitzende Birgit Birner auch Staatssekretär a.D. Rudolf Kraus, MdL Dr. Harald Schwartz, Bezirksrat Martin Preuß und Bürgermeister Hermann Falk begrüßen konnte, von den Watzndorfer Sängern.
Die 45-minütige Rückschau von Werner Schulz geriet zu einer geschichtlichen, mit viel Beifall bedachten Lehrstunde. Besonders intensiv widmete er sich der Gründerzeit. Er rief ins Gedächtnis, dass die Amerikaner am 22. April 1945 mit Panzern nach Hirschau eingerückt waren, zwei Tage nachdem sie die Stadt bombardiert hatten. Der seit 1933 amtierende Bürgermeister Dr. Thoma wurde seines Amtes enthoben. An seiner Stelle wurde der Sozialdemokrat Mathias Amann eingesetzt, zu seinem Stellvertreter Anselm Freimuth ernannt. Er hatte seit 1924 als Mitglied der Bayerischen Volkspartei dem Stadtrat angehört, bis er wie seine BVP-Kollegen sein Mandat auf Druck der Nazis 1933 „freiwillig” niederlegen musste. Wegen abfälliger Äußerungen über die NSDAP und den Führer wurde er für einige Tage in der Fronfeste in Amberg inhaftiert und danach unter Hausarrest gestellt.
Der von den Amis eingesetzte Landrat Dr. Martin Winkler überzeugte Freimuth, die Gründung einer neuen Partei zu wagen. Selbst Mathias Amann ermunterte ihn dazu. Letztlich veranlassten ihn die für den 27. Januar anberaumten Gemeindewahlen dazu, am 7. Januar 1946 zur Gründung der „Christlich-Sozialen Einheit” (CSE) in den Fahnensaal des Kommunbrauhauses einzuladen. Die 47 anwesenden Männer sprachen sich einmütig für die Gründung aus. Eine Mitgliederaufnahme oder Vorstandswahl fand nicht statt. Zentrales Thema war die Aufstellung einer 16-köpfigen Stadtratsliste. Diese firmierte auf den Wahlunterlagen als „Christlich-Soziale Einigkeit“. Die Stadtratswahl verlief erfolgreich. Mit Johann Brumbach, Heinrich Dobmeyer, Michael Fleischmann, Anselm Freimuth, Wilhelm Schorner und Hans Leistl zogen sechs “CSE’ler” in den elfköpfigen Stadtrat ein. Die SPD errang fünf Sitze, die KPD ging leer aus.
Da damals der Bürgermeister vom Stadtrat gewählt wurde, hätte die “CSE” dieses Amt besetzen können. Freimuth verzichtete wegen der beruflichen Belastung als Schneider und Landwirt und wegen der Sanierungsarbeiten an seinem beschädigten Haus. Amann wurde ebenso einstimmig zum 1. Bürgermeister gewählt wie Freimuth zu seinem Stellvertreter. Für die Bürgermeister rückte aus der jeweiligen Liste der erste Ersatzmann in den Stadtrat nach. Bei der “CSE” war dies Franz Gebhard. Da es am 7. Januar zu keiner Vorstandswahl gekommen war, wurde diese Formalität am 4. März 1946 nachgeholt. Der Wahlerfolg hatte nicht die erhofften Auswirkungen auf die Mitgliederzahlen. Kaum jemand wollte (oder konnte) den Beitrag bezahlen. Am 4. März traten nicht einmal alle 16 CSE-Stadtratskandidaten der Partei bei, die ab diesem Tag offiziell „Christlich-Soziale Union“ (CSU) hieß. Das Protokoll nennt als Gründungsmitglieder 14 Männer: Anselm Freimuth (1. Vorsitzender), Johann Brumbach (2. Vorsitzender), Heinrich Dobmeyer (Schriftführer), Johann Leistl, Michael Fleischmann, Johann Rösch und Hans Gallwitzer (alle Beisitzer) sowie Franz Gebhard, Wilhelm Schorner, Josef Freimuth, Michael Fleischmann (Lagerhaus), Georg Rösch und Johann Wittmann. Für die CSU folgten schwere Zeiten. 1948 verlor man die Mehrheit im Stadtrat. Nur mehr drei CSU’ler kamen in das jetzt 16-köpfige Gremium. Freimuth unterlag bei der Bürgermeisterwahl dem neuen SPD-Kandidaten Lederer. Von Zeitzeugen, so Schulz, wisse man, dass Freimuth von 1946 bis 1948 oft den Viehhändler Hanauer begleiten musste, der im Auftrag der Militärregierung bei den Bauern Vieh und Brotgetreide beschlagnahmte. Die Landwirte, Stammwähler der CSU, verweigerten ihm ihre Stimme: “Der woar beim Hanauer dabei!”
Noch schlechter erging es der CSU bei den Wahlen 1952. Man errang nur mehr zwei Stadtratssitze. Der Ortsverband hatte gerade noch 5 Mitglieder, als Paul Freimuth am 6. März 1955 den Ortsvorsitz übernahm. Unter seiner Führung wendete sich das Blatt.
Nach den Wahlen vom 18. März 1956 zogen mit ihm, mit Georg Dobmeier, Karl Knorr, Anton Zimmermann und Willi Bösl fünf CSU‘ler in den Stadtrat ein. Noch besser kam es am 26. Oktober 1958. Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Lederer setzte sich Willi Bösl mit 59,4 % gegen den 2. Bürgermeister Eugen Biller (SPD) durch. Bei den Wahlen am 27. März 1960 wurden die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat auf den Kopf gestellt. Willi Bösl gewann die Bürgermeisterwahl mit 77,36 %. Die CSU erhöhte ihre Sitzzahl auf 9 Mandate, die SPD rutschte von bislang 8 auf 5 Sitze ab. Bösl wurde bei drei weiteren Wahlen 1966, 1972 und 1978 mit überwältigen Mehrheiten bestätigt. Die Kreispolitik gestaltete er von 1962 bis 1984 als stellvertretender Landrat maßgeblich mit. In seine Amtszeit fiel die Gebietsreform, bei der er hartnäckig und am Ende erfolgreich für die Eingliederung Massenrichts nach Hirschau kämpfte. Als er 1984 aus dem Amt schied, bescheinigte ihm Regierungspräsident Krampol, dass „Hirschau unter ihm zu einem kleinen Musterstädtchen geworden ist.“ An diesem wurde unter Helmut Rösch, der bei den Bürgermeisterwahlen 1984, 1990 und 1996 das Vertrauen der Hirschauer erhielt, konsequent weitergebaut. Als wichtigstes der unter Rösch umgesetzten Projekte bezeichnete Schulz die Umstrukturierung des Krankenhauses in ein Alten- und Pflegeheim. Gerade dafür habe er eine Unmenge unsachlicher Attacken des politischen Gegners hinnehmen müssen. In Folge der Kampagne verlor die CSU ihre Mehrheit im Stadtrat. Sie stellt aber bis heute mit 9 Sitzen die stärkste Fraktion. 2002 wurde mit Hans Drexler der nächste CSU-Mann zum Bürgermeister gewählt. 2008 schenkten ihm bei seiner Wiederwahl 71 Prozent der Wähler das Vertrauen. Mit seinem Namen wird immer der Neubau des Freizeitzentrums Monte Kaolino und die Sanierung der Innenstadt verbunden bleiben. Seit 2014 steht mit Hermann Falk wieder ein CSU-Mann an der Spitze der Stadt. Schulz zeigte sich überzeugt, dass unter Falks Führung Hirschaus Erfolgsgeschichte fortgesetzt wird.
Im Ortsvorsitz herrschte die meiste Kontinuität. Auf Anselm Freimuth (1946-1955) und Paul Freimuth (1955-1972) folgte Hans Fleischmann (1972-Jan. 1979), der Gründer des JU-Ortsverbandes. Unter ihm stieg die Mitgliederzahl auf 160 an. Nach einem Intermezzo durch Karl-Heinz Knorr (Januar 1979-August 1979) übernahm Werner Schulz im November 1979 den Ortsvorsitz bis zu seiner Wahl zum CSU-Kreisvorsitzenden im Jahr 1993. Während seiner Amtszeit konnte die Mitgliederzahl auf über 200 gesteigert werden. Sein Nachfolger Günter Mrasek verstarb 1996 im Alter von 44 Jahren. Nach einer Interimszeit wurde Petra Waldhauser 1997 zur Vorsitzenden gewählt. Unter ihrer Führung pulsierte das Ortsverbandsleben bis 2009 munter weiter. Ähnlich großes Engagement zeigte ihr Nachfolger Dieter Birner. Nach seinem Rücktritt 2014 wurde Birgit Birner zur Ortsvorsitzenden gewählt.
Dem Rückblick folgte die Festrede des früheren Ministers und Parteivorsitzenden Erwin Huber. Er bezeugte den Hirschauer Parteifreunden großen Respekt. Sie zählten zu den ersten, die den demokratischen Wiederaufbau tatkräftig in Angriff genommen hätten. „Die Demokratie braucht immer Männer und Frauen, die tagtäglich das politische Geschehen gestalten, wie es vorbildlich vor Ort geschieht“, lobte er den CSU-Ortsverband. Er habe in der Zeit der deutschen Wiedervereinigung hier besonders hohes Engagement erlebt, als es darum ging, dem östlichen Teil des Vaterlandes zu helfen. Werner Schulz habe sich dabei vor allem verdient gemacht. Huber zählte zu den unvergänglichen Werten der CSU die Verwurzelung in Bayern, das christliche Menschenbild, die Solidarität in Marktwirtschaft und Sozialstaat und die europäische Orientierung. „Die großartige wirtschaftliche Entwicklung Bayerns und besonders der Oberpfalz beruht auf dem Fleiß der Menschen, aber auch auf der richtigen Weichenstellung der Politik in Bayern, die seit sechs Jahrzehnten ununterbrochen von der CSU geprägt wird“, stellte er heraus. Seit Jahren habe die Oberpfalz die geringste Arbeitslosigkeit in Bayern. „Das ist eine Leistung, von der man früher nie zu träumen wagte“, fasste er die wirtschaftliche Bilanz zusammen. Die ländlichen Räume hätten Chancen und Zukunft in Bayern.
An der Spitze finde man die CSU auch immer dann, wenn es um Familienpolitik gehe, betonte der langjährige Minister. Landeserziehungsgeld, Betreuungsgeld und Mütterrente gäbe es ohne CSU nicht. „Wir respektieren alle Formen des Zusammenlebens, aber die Familie hat für uns in der praktischen Politik Priorität, weil das für die Kinder die beste Form der tagtäglichen Wärme, der Betreuung und Erziehung ist“, fasste Huber zusammen. Der Redner brach auch eine Lanze für die Partnerschaft in Europa. Die Europäische Union sei nicht nur eine Wirtschafts- sondern auch eine Wertegemeinschaft, ein Friedenswerk und die Chance, Sicherheit und Frieden auf dem Kontinent zu erhalten. „Auch Terrorbekämpfung, Umweltschutz, Klima und Migration können nur gemeinsam erfolgreich angegangen werden“, gab er zu bedenken. Abschließend rief der Festredner dazu auf, „Politik mit Herz und Kopf“ zu machen. Bloße Stimmungsmache reiche nicht aus, ein Land zu regieren. Direkt wandte er sich an die Bürger mit der Aufforderung, radikalen Kräften eine Abfuhr zu erteilen. „Wir wollen den Wettbewerb der demokratischen Parteien mit Argumenten nicht die Angstmacherei der Radikalen!“
Gemeinsam mit Birgit Birner, dem Kreisvorsitzenden Dr. Harald Schwartz und Bürgermeister Hermann Falk nahm Huber die Ehrung langjähriger Mitglieder vor. Geehrt wurden: Hans Bösl (60 Jahre), Georg Zimmermann und Martin Kohl (beide 45 Jahre), Evi und Hans Kammerl (beide 40 Jahre), Walter Majecki (35 Jahre), Brigitte Stark (25 Jahre), Gerhard König und Birgit Birner (beide 20 Jahre) sowie Sepp Strobl und Werner Weigl (beide 15 Jahre). Eine besondere Auszeichnung gab es für Walter Dobmeyer. Als Anerkennung, dass er während seiner 54-jährigen Parteizugehörigkeit viele Jahre aktiv in der Ortsvorstandschaft und im CSA-Kreisvorstand mitgearbeitet hat, wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
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